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Wie sich unsere Medienlandschaft verändert und schon verändert hat

Chancen und Gefahren eines massiven Umbruchs

Die Entwicklung der Presselandschaft in Deutschland ist Thema des Monats im Evinger Geschichtsverein.

Dem einstigen Dortmunder Dreiklang von Kohle, Stahl und Bier standen Rundfunk, Fernsehen und Presse zur Seite. Brauereien wurden aufgekauft und geschlossen, ebenso wie Zechen und Hoesch. Ähnlichen Veränderungen unterlag auch die Dortmunder Presselandschaft in der Vergangenheit. Digitalisierung, zurückgehende Anzeigen und Auflagen sowie sinkende Gewinne veränderten die Presselandschaft in Deutschland und Dortmund.

„Der mediale Wandel ist ein besonderes spannender Moment in der Nachkriegsgeschichte. Deshalb will der Evinger Geschichtsverein bei seinem nächsten Treffen am Montag, 26. 02. 2024, 18.00 Uhr, im Evinger Schloss, Nollendorfplatz 2, den vielfältigen Veränderungen und deren Folgen nachgehen“, sagt Wolfgang Skorvanek, Vorsitzender des Evinger Geschichtsvereins. Prominenter Zeitzeuge an diesem Abend ist Frank Bünte. Sein Name ist eng mit der Westfälischen Rundschau verbunden, der Zeitung, die in Dortmund als erste nach dem zweiten Weltkrieg von den Alliierten die Genehmigung bekam, wieder zu erscheinen.

Frank Bünte begann 1971 als Wirtschaftsredakteur bei der Westfälischen Rundschau und war dort 16 Jahre, bis 2004, Chefredakteur. Täglich wurden damals über 100.000 Zeitungen gedruckt. 120 Stellen gab es in den Redaktionen der Westfälischen Rundschau, die sich Mitte der 70er Jahre der WAZ Mediengruppe angeschlossen hatte. Während die Rundschau in Dortmund wirtschaftlich erfolgreich war, mussten andere Regionen, wie beispielsweise Lüdenscheid subventioniert werden. Ohne andere Optionen ernsthaft zu prüfen, wurde der Rotstift bei der Rundschau angesetzt und 2013 kam das Aus für die Eigenständigkeit der Redaktion schrieb der Deutsche Journalistenverband (DJV). Den Redakteuren wurde gekündigt, Inhalte des überörtlichen Zeitungsteils wurden fortan von der WAZ geliefert, die lokalen Nachrichten von konkurrierenden Verlagen. Zahlreiche Protestierende beklagten deshalb den Verlust der journalistischen Vielfalt und Qualität.

„Das Ende der Westfälischen Rundschau vollzog sich in mehreren Schritten“, merkt Uli Möller, stellvertretender Vorsitzender des Evinger Geschichtsvereins an. Erhalten blieb zunächst die Marke „Westfälische Rundschau“, jedoch ohne eigene Redakteure, aber mit Abonnenten. Schließlich berichtete das Bundeskartellamt 2014: „Beim geplanten Zusammenschluss von WAZ/Westfälischer Rundschau und den Ruhr Nachrichten im Raum Dortmund wurde eine Anmeldung zurückgezogen, nachdem das Bundeskartellamt angekündigt hatte, den Erwerb zu untersagen.“ Über den Weg eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung erwarb das Medienhaus Lensing schließlich den Westfälischen Zeitungsverlag mit seinen Abonnierenden.

Aber die Entwicklung der Tageszeitungen ist mit dem Untergang der Rundschau nicht beendet. Insbesondere der jüngere Teil der Bevölkerung liest nicht mehr auf Papier, sondern im Netz. Eine erkennbare Lobby für den Zeitungsjournalismus gibt es nicht. Die Auflagenhöhe der Druckmedien nimmt in der gesamten Bundesrepublik stetig ab. Sinkende Erlöse aus der Tageszeitungssparte müssen deshalb durch Einsparungen und weitere Einnahmequellen ausgeglichen werden. Aber um neue Geschäftsfelder zu erschließen, ist Kapital notwendig, aber „aus der Geschichte von Stahl, Kohle und Bier haben Dortmunder gelernt, dass meist nur die finanzstarken Betriebe eine Zukunft haben“, so Wolfgang Skorvanek.